Am Ziegenmarkt 4 um 1905


Foto: Wolfgang Baier 1936


Das Haus Am Ziegenmarkt 4 mit der Bude.

Das Haus Am Ziegenmarkt 4 mit der Bude.

Spätgotischen Gewandt des 16. Jahrhunderts auf der Hofseite

Die schöne Diele wird als Gesprächsraum genutzt.

Blick in die Diele
 
HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Am Ziegenmarkt 4 (Altes Kantorat)

Text und Fotos: Hans-Heinrich Schimler
Fotos: Berth Brinkmann und Sammlung Berth Brinkmann

Die Alte Kantorei Am Ziegenmarkt 4 ist eines der wertvollsten Baudenkmale Rostocks. In der Denkmalliste wird das Haus unter der Nummer 4.3.67 geführt und bewahrte sein besonders von Gotik und Renaissance geprägtes Antlitz vor allem dadurch, dass über Jahrhunderte die Mittel zum grundlegenden Umbau fehlten.

Das 13. Jahrhundert gilt als Ursprung des einstmaligen Wohn- und Lagerhauses, das im Ensemble rund um die Marienkirche  einen gewichtigen Platz einnimmt und lange Jahre als Kantorei diente. Während an der östlichen Vorderfront die Jahreszahl 1731 von damaligen Veränderungen berichtet, zeigt sich die Hofseite noch immer im spätgotischen Gewandt des 16. Jahrhunderts. Das Innere des Hauses hält weitere bauliche Schätze vergangener Jahrhunderte bereit. Die Kemlade an der Hoffront ist ebenfalls ein Zeugnis gotischen Bauens, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts nördlich hinzugefügte Bude ein ganz seltenes Beispiel für spätere Anbauten, die für das Wohnen der unteren Bevölkerungsschichten in Rostock charakteristisch ist. Die Bude hatte im Erdgeschoss einen Wohnraum und im Obergeschoss zwei Schlafplätze.

Im Laufe der Zeiten hatte das Haus diverse Nutzer. So sind beispielsweise 1858 der Kaufmann  Schmidchen und der Advokat C. H.Bau gemeldet. 1870 sind der Schaffner Grünow, der Agent G. T. Berg und der Handschuhmacher W. Striesenau ansässig.  Der Bankdirektor G. T. Berg, Direktor der Rostocker Gewerbebank, wohnte 1890 im Haus. 1922 waren in dem der Marienkirche gehörenden Gebäude der Buch- und Akzidenzdrucker E. W. Holz und der Briefmarkenhändler Otto Holz ansässig. 1935 war Otto Milke gemeldet. Er betrieb das Fenster- und Fußbodenreinigungsinstitut Fortuna. 1950 war die Fotografenmeisterin Margarete Brauer Mieterin im Haus.

Nach umfänglichen Umbau- und Sanierungsarbeiten bezog die Evangelische Akademie Mecklenburg-Vorpommern die obere Etage des Hauses.

In den ebenfalls sorgfältig hergerichteten historischen Räumen des Erdgeschosses befinden sich das Gemeindebüro von St. Marien und das Büro von Pastor Tilman Jeremias. Die schöne Diele kann für Gesprächsrunden genutzt werden. Im Kellergeschoss hat der Christliche Verein junger Menschen seinen ansprechenden Sitz, während im Erdgeschoss der Bude der Förderverein „Stiftung St.-Marien-Kirche zu Rostock e. V.“ untergebracht ist.

 
Übersicht Übersicht Karte Kröpeliner-Tor-Vorstadt Karte