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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Badstüberstraße 5-6 (ehemaliger Speicher)

von Hans-Heinrich Schimler (Text und Fotos), historische Fotografien aus der Sammlungen Detlev Preuß

"Aus diesen beiden Buden (613/614) und den beiden Buden 615/616 hat Herr Agent Simon Wiegert einen Speicher erbauet, welcher ihm zugeschrieben worden den 19ten Maij 1798". Der Eintrag im Grundregister der Stadt Rostock verweist auf den zeitlichen Rahmen eines bemerkenswerten architektonischen Einschnitts in der Badstüberstraße, einer recht engen, überwiegend mit als Buden bezeichneten bescheidenen Häusern bestandenen Straße in der Rostocker Neustadt. Es war der Rostocker Gewürzhändler Simon Wiegert, der Raum für seine Waren benötigte. Dass er darüber hinaus vierzehn weitere Grundstücke in der Stadt besaß, deutet auf einen nicht gerade minderbemittelten Kaufmann hin.

Auf den vier genannten Grundstücken ließ er einen Speicher errichten, der noch heute zu den größten der Stadt zählt. Das Erdgeschoß wurde in Ziegelmauerwerk aufgeführt, die oberen Etagen in Fachwerk. Ein mächtiges Balkenwerk gab die statische Sicherheit für die Lagerung großer Mengen Güter. Es ist anzunehmen, dass neben Gewürzen auch Getreide gelagert wurde. Schiefe Ebenen ermöglichten dessen Abrutschen für den Transport. Das Mansarddach des Speichers war seinerzeit eine Neuheit unter den bis dahin verwendeten Dachkonstruktionen.
In späteren Jahren war der Speicher, der damals die Hausnummer 28/29 trug, lediglich unter seiner Funktion jedoch ohne Eigner in den Adressbüchern verzeichnet. Die Ausgabe des Jahres 1900 registriert den Tischler Martin Gaertner als Besitzer. Ab 1904 ist die von Albert, Siegmund, Otto und Heinrich Josephy geführte weit ins Mecklenburgische hinein bekannte Firma H. Josephy Eigner des Speichers. Sie handelte mit Pferden, Getreide, Mais, Ölsaaten, Sämereien, Futterstoffen und Düngermitteln. 1930 übernimmt die Rostocker Speichergesellschaft, die später mit dem Namen Hoppe & Luckow genannt wird, den stattlichen Bau. Sie ist auch noch im letzten Rostocker Adressbuch von 1949/50 als Eigner des Hauses verzeichnet. Pächter ist die Herbaria GmbH, Kräutererfassung, -anbau und -verwertung  mit ihrem Büro in der nahegelegenen Wokrenterstraße. Später werden Kultur- und Spielwaren sowie Zellstoff und Papier gelagert und auch die GHG Technik nutzt den Bau, der inzwischen recht unansehnlich wurde. Darüber hinaus ist er das einzige erhalten gebliebene alte Gebäude der Straße. Alle anderen Häuser der Straße wurden im Zuge der Neubebauung des zwischen der Langen Straße und der Warnow gelegenen Viertels abgerissen.

1984 gab es erste Vorstellungen zur Erneuerung. 1987 lag eine entsprechende Studie vor. Doch noch sollten einige Jahre vergehen, bis dieses Zeugnis Rostocker Handelstätigkeit für eine neue Nutzung hergerichtet wurde. Es wird heute für Gewerbe und als Wohnhaus genutzt und zeugt immer noch von der Ex- und Importtätigkeit Rostocker Kaufleute. Das Mecklenburgische Hinterland war dabei bedeutender Lieferant landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

 

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