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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Blücherstraße (Wasserturm)

Beitrag mit freundlicher Genehmigung des Verlages Redieck & Schade GbR Rostock aus VERSCHWUNDEN - VERGESSEN - BEWAHRT?. Denkmale und Erbe der Rostocker Technikgeschichte, 1995, von Gerhard Lau. Aktuelle Fotos von Berth Brinkmann

»An der südlichen Peripherie der Stadt wuchs der neue Wasserturm hervor, ein unter allzu reicher gotischer Giebel - und Türmchenmotivverwendung ausgeführter gewaltiger Backsteinbau auf hohem Granitsockel; Leider lässt die unruhige Architektur der Turmbekrönung für die Fernwirkung die klare und überzeugende Silhouette vermissen!«

Manches hätten die Zeitkritiker dem Stadtbaudirektor Dehn im Jahr 1903 vorwerfen können, z.B. die Architektur eines Ertrinkenden, der nach allem greift, was ihm Halt verspricht. Die vielen, uns heute bei der Erhaltung Sorgen bereitenden Türmchen, Zinnen, Giebel. Auch die Tatsache, dass er eine überschaubare Technik mit einem so überstilisierten Bauwerk umgab. Die Fernwirkung jedoch hat sich dem Betrachter der Stadtsilhouette so überzeugend eingeprägt, dass sich dieser das Bild Rostocks ohne den Wasserturm nicht mehr vorstellen kann.

Bevor sich um 1450 in Rostock die ersten Borngemeinschaften bildeten, wurde Wasser aus angelegten Brunnen, vor allem aber aus der Warnow geschöpft. Eine erste öffentliche Wasserversorgung gab es seit 1867, die nur wenige Jahre später, 1894, durch das neue Wasserwerk ersetzt wurde. Zusätzlich dazu wurde 1903 der Wasserturm auf dem so genannten Galgenberg errichtet.

Mit der den Wasserbehälter umgebenden Architektur folgte Stadtbaudirektor Dehn dem Beispiel des gerade zuvor nach Entwürfen Möckels fertig gestellten Ständehauses. Die Gestaltung nahm zugleich auf den Zwingerbau von 1526/32 vor dem Steintor Bezug. Von diesem wurden die vielfältigen Backsteinmuster übernommen. Auch die Rostocker Sieben dokumentierte man in der Anzahl der Türme. Auf Turmmitte zur Stadt zeigend ist der Rostocker Greif, aus Mosaiksteinchen zusammengesetzt, angeordnet. Mit diesem Turm hat sich die Stadt ein Technisches Denkmal bewahrt, das in Deutschland seinesgleichen sucht. Seine Erhaltung allerdings ist infolge der vielen Angriffsflächen wie auch durch heutige Umwelteinflüsse und vor allem die seit 1959 verlorene eigentliche Nutzung außerordentlich schwierig.

Vor der Entstehung des Turmes muss an eine bescheidenere Ausführung gedacht worden sein, wie der Schnitt durch den Turm, offensichtlich vom Konstrukteur der Stahlkonstruktion entworfen, zeigt. Die Höhe bis zum, den Wasserbehälter abschließenden, Dach, beträgt etwa 40 Meter. Diese wird durch den Hauptturm der Bekrönung noch um weitere 12 Meter überragt. Der Durchmesser des Turmfußes beträgt ca. 18 Meter, der den Wasserbehälter umschließende Turmkopf ca. 16 Meter. Die Wahl des Standortes auf dem Galgenberg oberhalb der Warnow verlieh dem Turm zusätzlich eine natürliche Höhenlage.

Bis in das Jahr 1959 wurde der Wasserturm als solcher genutzt. Er diente als Betriebsspeicher dem Ausgleich der mit der Tageszeit schwankenden Wasserentnahme durch die Stadt und sorgte zugleich durch die Gefällehöhe für den städtischen Wasserdruck.

Die Füllmenge des von der Hannoverschen Eisengießerei als Stahlkonstruktion hergestellten Wasserbehälters betrug 800 Kubikmeter. Nachdem der Wasserturm seine Nutzung verloren hatte, traten erhebliche Schäden an der Turmbekrönung, Abbrüche im Sockelbereich und Rissbildungen über die gesamte Turmhöhe auf. Durch ein soziales Arbeits-, Bildungs- und Förderwerk wird die Turmsanierung seit 1991 vorgenommen. Die Nutzung des Turmes nach der Sanierung als Begegnungsstätte für Jugendliche und Behinderte sowie als Depot für die Kunstsammlungen des Kulturhistorischen Museums, geben dem Turm eine neue Funktion, die eine Erhaltung dieses Denkmals sichern kann. Besonders die Einlagerung von empfindlichen Kunstgütern ist dabei hervorzuheben. Fehlender Tageslichteinfall, das große Beharrungsvermögen der raumklimatischen Bedingungen und der hohe Grad der Einbruchsicherheit, machen den Rostocker Wasserturm zu einem idealen Kunstgutdepot.

Mit der Sanierung des Turmes erfolgte 1993 auch die Rekonstruktion des Wappens. Anhand der noch vorhandenen Fragmente hat K. Herzig den Rostocker Greif aus einem Glasbruch-Mosaik fertigen können. Der Wasserturm, mit Teilen der technischen Ausstattung, nämlich dem Wasserbehälter sowie Steig- und Fallrohr, bleibt so auch bei nun geänderter Nutzung ein Wahrzeichen für die Technikgeschichte der Rostocker Wasserversorgung.

 

 

 

 

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