Die Kapelle vom jenseitigen Warnowufer aus gesehen.


Innenansicht der Kapelle.
 
HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Fährstraße 25 (Kapelle auf dem Michaelshof)

von Hans-Heinrich Schimler (Text und Fotos)

Rostocker Bürger gründeten im Jahre 1845 nahe dem Gehlsdorfer Ufer der Warnow das „Rettungshaus für verwahrloste Knaben“. Die Initiative ging von Johann Hinrich Wichern aus. Bald zeigte sich, dass der neuen Einrichtung ein eigenes Gotteshaus fehlte. Doch das Problem ließ sich nicht auf die Schnelle lösen. Erst 1879 kam Bewegung in die Sache. In baulicher Einheit mit dem Karstenhaus wurde eine Kapelle errichtet, die bis ans Rostocker Warnowufer zu sehen war. Möglich wurde der Bau durch die Zuteilung einer Summe aus dem Vermögen des Rostocker Bürgers H. W. F. Bölckow. Die Maßgabe seines Vermächtnisses ermöglichte diese Verwendung. Am 27. Juni 1880 konnte die Kapelle geweiht werden. Seither dient sie den sonntäglichen Gottesdiensten, die auch heute noch regelmäßig von bis zu siebzig Gästen besucht werden. Das Besondere ist, dass sich der Kapellenraum im Obergeschoss des Hauses befindet. Die Räume im Erdgeschoss werden zu Wohnzwecken genutzt. Das alte Karstenhaus wurde inzwischen abgetragen und durch einen Neubau ersetzt. Bei der Kapelle handelt es sich um einen schlichten rechteckigen Raum mit einer kleinen Apsis im Westen, die lange als Altarraum diente. Heute steht der Altar im Osten. Nicht mehr vorhanden sind die beiden Wandgemälde „Der gute Hirte“ und „Der heilige Michael“, die seitlich der Apsis zu sehen waren. Sie waren noch bis in die 1950er Jahre zu sehen und wurden dann übertüncht. In den 1970er Jahren wurden neue Fenster aus gelbem Industrieglas eingesetzt. Unterhalb des Deckengebälks wurde eine Decke aus Bastmatten eingesetzt. Mit Beteiligung der Denkmalpflege wurde die Kapelle schließlich in den Jahren 1999/2000 vollständig renoviert. Dabei wurde auch das Dachgebälk wieder freigelegt. Es erhielt ebenso wie die Wände einen taigagrünen Anstrich. Ein Restaurator fertigte ein Farbgutachten, nach dem der Innenraum ausgestaltet wurde. Die Holzteile der Fenster sind in tiefem Rot gehalten. Die neuen antikglasähnlichen Scheiben zeigen sich in Beige und Rot, was der Kapelle einen eindringlichen Lichteffekt beschert. Von Anfang an hatte die Kapelle einen Dachreiter mit einer Glocke. Aus statischen gründen wurde die Glocke jedoch bald herunter genommen und steht neben der Kapelle.

 
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