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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Margaretenstraße 8
("Heiligen-Geist-Kirche", einschließlich Außenanlagen)

von Hans-Heinrich Schimler (Text, Fotos) und Berth Brinkmann und Detlev Preuß(Fotos)

"Nach Ankunft der Allerhöchsten Herrschaften erbat sich Herr Bürgermeister Dr. Maßmann von dem Großherzoge den Befehl zum Beginn der Feier, worauf der feierliche Akt der Schlüsselübergabe erfolgte. Herr Professor J. Vollmer, der Erbauer der Heiligen-Geist-Kirche, überreichte den Schlüßel mit den Worten alleruntertänigsten Dankes für die Teilnahme des hohen Fürstenpaares an Se. Königliche Hoheit des Großherzogs. Der Landesherr übergab ihn mit warmen herzlichen Segenswünschen für die Heilige Geist-Gemeinde Herrn Superintendent Siegert, der den Schlüßel Herrn Pastor Pries gab. Dieser öffnete die Tür mit den Worten: ,Unser Vater im Himmel schenke uns allzeit eine offene Tür zu den Herzen der Gemeinde, eine offene Tür des Wortes, zu reden das Geheimnis Christi.' (Kol. 4,3)"

Die Versammlung an diesem 26. April 1908 konnte würdiger kaum sein und war der Höhepunkt eines langjährigen Bemühens. Rostock hatte eine neue Gemeinde und die eine neue Kirche. Die alte St.-Jakobi-Gemeinde der Innenstadt wurde der gewachsenen Aufgaben nicht mehr Herr. Mit der Einbeziehung der Kröpeliner-Tor-Vorstadt war sie auf mehr als 20 000 Seelen angewachsen. Schon 1896 hatte Großherzog Friedrich Franz III. die Teilung der Gemeinde angeregt. 1905 schließlich kam es zur Neugliederung der Rostocker Gemeinden, aus der auch die Heiligen-Geist-Gemeinde in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt mit 12 000 Seelen hervorging.

Damit wurde nun auch der Bau eines Gotteshauses erforderlich. Als Bauplatz stellte die Stadt ein Gelände zwischen der Niklot- und der Kirchenstraße zur Verfügung. Seit 1894 gab es bereits einen Kirchenbau-Verein, in dem sich neben anderen der Vizekanzler der Landesuniversität, der Wirkliche Geheime Legationsrat Dr. von Buchka, Professor der Theologie D. Hashagen und der Kaufmann F. Wecker engagierten.

Nachdem zwei vorliegende Projekte keine Mehrheit fanden, reiste ein Komitee unter Führung des Dombaumeisters und Geheimen Regierungsrates Raschdorff zwecks Besichtigung kürzlich erbauter Kirchen nach Berlin und Charlottenburg, das seinerzeit noch eine selbständige Stadt war. Mit der dortigen Trinitatiskirche wurde man fündig. Das am 1. Februar 1898 unter Teilnahme des Kaiserpaares geweihte Gotteshaus der ein Jahr später aus den gleichen Gründen wie die Rostocker Heiligen-Geist-Gemeinde gegründeten Trinitatisgemeinde entsprach mit seiner den Formen der märkischen Backsteingotik folgenden Gestalt den Vorstellungen der Rostocker Gäste. Schöpfer der Kirche war - gemeinsam mit dem Architekten Heinrich Jossoy - eben jener Professor Johannes Vollmer, der schließlich mit Projektierung und Bau der Heiligen-Geist-Kirche zu Rostock beauftragt wurde.

Vollmer war gebürtiger Hamburger. Seine Ausbildung erlangte er auf dem Gebiet der mittelalterlichen Baukunst an der Technischen Hochschule in Hannover. 1874 ging er nach Berlin und wurde Mitarbeiter des Architekten Otzen an der Technischen Hochschule Berlin. 1891 wurde er zum Professor berufen, ein Lehramt hatte er bereits angetreten. Die kriegszerstörte Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirche im Hansa-Viertel sowie die Stadtbahnhöfe Friedrichstraße und Börse, der heutige Bahnhof Hackescher Markt, sind weitere Zeugnisse seines Wirkens in der Hauptstadt. 1904 siedelte er nach Lübeck über wo sich sein Leben am 8. Mai 1920 vollendete.

Mit einem Auftrag des Rostocker Stadtrates vom 12. Januar 1905 wurden seitens des Kirchenbau-Komitees alle erforderlichen Maßnahmen für den Bau der Heiligen-Geist-Kirche getroffen. Das Komitee war mit den Bürgermeistern Simonis, Maßmann und Becker, dem Vorsitzenden der Ehrl. Bürgervertretung Berringer und seinem 2. Stellvertreter, dem Direktor der Sparkasse Werther und anderen hochrangig besetzt.

Dem ersten Spatenstich im Jahre 1905 folgte am 23. November 1906 das Richtfest. Ein Jahr später konnte Pastor Pries das erste Pfarrhaus und bald darauf auch der Küster sein neues Domizil beziehen. Zwei Jahre später war der von Professor Vollmer geleitete und unter der Bauführung des Architekten Albert Feldwisch-Drentrup errichtete Kirchenbau fertig gestellt. Gleichzeitig wurde auch das zweite Pfarrhaus vollendet. Die Kosten beliefen sich auf 360 000 Mark für die Kirche, auf 50 000 Mark für das gemeinsame Pfarr- und Küsterhaus und schließlich noch einmal 29 000 Mark für das zweite Pfarrhaus. Die Stadt nahm Einfluss auf die Gestaltung der Umgebung einschließlich der Traufhöhe der noch zu bauenden Häuser, um die Kirche angemessen zur Geltung zu bringen.

An der Weihe nahmen unter zahlreichen weiteren Gästen Se. Exellenz der Staatsminister von Bassewitz, sowie Ihre Exzellenzen die Staatsräte von Pressentin und Dr. Ingfeld, der Präsident des Oberkirchenrates Giese sowie die Geheimen Oberkirchenräte Dr. Bard und Dr. Haack teil, kurz, alles, was so Rang und Namen hatte. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete ein Frühstück im Festsaal des Rathauses, bei dem selbstverständlich auch der Schöpfer des Gotteshauses Professor Vollmer mit seiner Gattin anwesend war.

Mit der Heiligen-Geist-Kirche bleibt also das Gedenken an einen auswärtigen Architekten erhalten, der darüber und über Berlin hinaus auch in Hamburg-Eilbeck, in Blumental bei Bremen, Dortmund, Heilbronn, Koblenz, Meran und Stuttgart wirkte. In Gemeinschaft mit Heinrich Jassoy lieferte er die Entwürfe für den dortigen Rathausneubau. Für Pläne für den Neubau des Hauptbahnhofes in seiner Heimatstadt Hamburg gab es Preise.

Die von der Firma Michaelsen und Krause vorgenommene Jugendstilausmalung des Kirchenraumes, an der auch der Rostocker Maler Heinrich Engel beteiligt war, zeigte schon Elemente des folgenden Art déco. Der Rostocker Restaurator Jörg Schröder rekonstruierte sie im Jahre 2000. Nicht erhalten blieben die Jugendstilfenster. Sie barsten bei den Luftabgriffen im April 1942. Die heutigen Fenster sind 1958 von Lothar Mannewitz gestaltet worden.

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