Wohn- und Geschäftshaus Richard-Wagner-Straße 6
Rückansicht des Hauses Richard-Wagner-Straße 6 (Foto H.-H.Schimler)
 
HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Richard-Wagner-Straße 6 (Wohn- und Geschäftshaus)

Text von Hans-Heinrich Schimler

Ein für Rostock schon ein wenig besonderes Baudenkmal ist das Haus Richard-Wagner-Straße 6. Es gilt als erster Bau des Architekten Paul Korff in unserer Stadt. Die Bauzeichnung für das Wohnhaus Dietze jedenfalls ist im Jahre 1900 von Korff und seinem Partner Krause gemeinsam signiert worden. Ein Jahr später war das Haus bezugsfertig. Die „Architekten Krause & Korff - Atelier für Architektur, Kunstgewerbe und Bauausführungen“ hatten hier einen Bau errichtet, der so ziemlich in jeder Hinsicht von dem abweicht, was sie oder später auch Korff allein, zukünftig entwerfen sollten. Krause und Korff waren in der Bauhütte Möckels miteinander bekannt geworden. Und so lugt Lehrmeister Möckel denn auch unübersehbar aus den Mauern hervor. Letztere sind in Klinkern aufgeführt, typisch für den Schöpfer des nahen Ständehauses, nicht aber für die Bauten, mit denen Korff in den nächsten Jahren die Stadt bereicherte. Dunkel geputzte Bereiche gliedern die Fassade stark auf. Erker und Risalit mit ihren ganz- und halb runden spitzen Türmen weisen wie Fenster und Türen in Richtung historisierender Stile. Dennoch bleibt der Eindruck, vor einem Korffbau zu stehen. Dazu tragen sicher die zierenden Elemente bei. Besonders anschaulich präsentiert sich der Eingangsbereich mit zur Neorenaissance neigendem Bogen und Nischen, einer passend gestalteten Tür und den linker Hand angrenzenden Unterbauten des Erkers mit verzierten Halbsäulen.

Eigner des repräsentativen Stadthauses war der Rentier Eduard Dietze. Bevor er sich zur Ruhe setzte, war Dietze Braumeister bei Mahn & Ohlerich in der Doberaner Straße. Viel Zeit war ihm allerdings nicht vergönnt. Schon im Adressbuch von 1907 ist nur noch Clementine Dietze verzeichnet. Ein Jahr später verkaufte die Witwe das Haus an den Rechtsanwalt und Notar Dr. jur. Gustav Goldstaub. Seine Kanzlei führte später den Namen Goldstaub und Rubensohn, Rechtsanwälte und Notare. 1934 ist er noch im Adressbuch vorhanden, dass den Stand des Vorjahres widerspiegelt. Neben dem Arbeitsamt mit seiner Vermittlungsabteilung für männliche Arbeitssuchende mieteten sich noch die Diplom-Kaufleute Carl Timm und Hans Schwerin mit einer Buchstellen-Arbeitsgemeinschaft und eine Frau namens Marianne Zedja ein. Ein Jahr später gehörte das Haus dem Schatzamt Berlin.

Die Alexandrinenstraße hieß im Abschnitt zwischen der Lindenstraße und dem St-Georg-Platz damals schon Adolf-Hitler-Straße und wurde 1936 in Richard-Wagnger-Straße umbenannt. Die Hausnummern blieben erhalten. 1937 übernahm Dr. Ulrich Böhmer das Haus. Der Diplom-Chemiker war Inhaber der Firma Atarost, Allgemeine Tierarzneimittelfabrik. Das war auch 1949 noch so. Später nutzte die Universität das Gebäude, das auch innenarchitektonisch interessant ist. Heute ist es ein Geschäftshaus.

 

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