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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Am Strom (Drehbrücke)

Beitrag mit freundlicher Genehmigung des Verlages Redieck & Schade GbR Rostock aus VERSCHWUNDEN - VERGESSEN - BEWAHRT?. Denkmale und Erbe der Rostocker Technikgeschichte, 1995, von Gerhard Lau. Aktuelle Fotos von Berth Brinkmann

Der Eisenbahnanschluß Warnemündes endete bis zur Jahrhundertwende am ehemaligen Lloydbahnhof - einem Kopfbahnhof, unmittelbar am Südende des heutigen Alten Stromes gelegen.

Der Alte Strom war zu dieser Zeit noch der zum Rostocker Stadthafen führende natürliche Wasserlauf. Neben dem Lloydbahnhof war das Fährbecken ausgebaut. Hier legten die Fähren nach Skandinavien an, so daß ein unmittelbares Umsteigen von der Eisenbahn auf die Postschiffe möglich war. Die 1886 errichteten Anlagen erwiesen sich bald schon nicht mehr zeitgemäß. Eine durchgehende Bahnverbindung von Berlin nach den skandinavischen Ländern sollte den Personen-, vor allem aber auch den Güterverkehr erleichtern. Um dies zu erreichen, wurden die Schienenverbindung über den Alten Strom bis zu den Fährbecken unmittelbar an der See verlängert, ein neuer Bahnhof errichtet, der Neue Strom als Hafenzufahrt ausgehoben und Molenbauten zum Schutz der Hafenzufahrt ausgeführt. Alle diese Anlagen entstanden in dem außerordentlich kurzen Zeitraum von 1900 bis 1903. Parallel dazu erfolgte der Bau der Drehbrücke über den Alten Strom, der nun für die straßenseitige Erschließung der entstandenen Bahnhofsinsel notwendig geworden war.

Die Brücke besteht aus einem 15 Meter langen und 8,5 Meter breiten festen Teil auf der Westseite und dem 30 Meter langen und 7 Meter breiten drehbaren Brückenteil. Die Spannweite der Drehbrücke beträgt 2 mal 15 Meter, die Höhe 2,5 Meter. Der feste Brückenteil ist auf der Westseite des Alten Stromes und einem im Alten Strom aufbetonierten Auflager aufgesetzt. Der bewegliche Brückenteil lagert auf dem mit einem Drehkranz versehenen mittigen Auflager. Die Auflagerbauwerke und die Uferbefestigungen sind durch die Granitverblendungen geprägt. Dieses sogenannte Zyklopenmauerwerk, die genietete Stahlträgerkonstruktion mit Stahlblechbeplankung, der hölzerne Brückenbelag, das Brückengeländer und die sichtbaren Teile der Drehtechnik sind die hervorstechenden Merkmale dieser Brücke.

Die Brückentechnik, welche 1938 versagte, besteht aus einem Drehzahnkranz, auf dem der drehbare Brückenteil mittig gelagert ist. Mittels Königsstuhl, auf Brückenmitte zugänglich, wird die Brücke von Hand gedreht, wobei die Kraftübertragung über ein Getriebe auf den Drehkranz erfolgt. Auf der Bahnhofseite befindet sich ein Handrad, mit dem über Ketten die Feststell- und Justiereinrichtung vor dem Drehen der Brücke gelöst wird.

Mit Inbetriebnahme der Drehbrücke 1903 lag die Brückenverordnung des Rates vor, die das Befahren der Brücke, deren Öffnung und das Passieren der Schiffe regelte. Nach 1945 setzte eine weitreichende Industrialisierung ein. Der Neue Strom aus dem Jahre 1903 wurde zum Seekanal erweitert und so der Überseehafen Rostocks erschlossen. Noch bis 1960 war die Brücke für den Fahrzeugverkehr zugelassen. Danach diente sie nur dem Fußgängerverkehr. 1991 erfolgte die komplette Sanierung und die Wiederherstellung der historischen Drehtechnik. Die so erhaltene Brücke ist heute ein Zeugnis der Brückenbaukunst der Jahrhundertwende mit einer weitestgehend bewahrten originalen Substanz. Sie ist zugleich ein Symbol der Wandlung Warnemündes vom Fischer- und Badeort zu einem wichtigen Anlaufpunkt im Seeverkehr Europas.

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