Mecklenburg Magazin 28.06.2000

Das Landeswappen über dem Herrschersitz
Christian Ludwig II. ließ die Fürstenempore in St. Marien zu Rostock erbauen

Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg-Schwerin regierte sein Land von 1747 bis zu seinem Tod im Jahre 1756. Er war zweifellos ein kunstsinniger Mann. Ihm haben wir die so wunderbare Schweriner Gemäldesammlung zu verdanken, die vor allem durch die Werke holländischer Künstler noch heute zu den bedeutendsten in Deutschland zählt. Und er holte mit der Schönemannschen Truppe und Conrad Ekhof das Theater ins Land.

Vielleicht hat dieser Hang zum Theatralischen ja bis hinein in die Kirchen gewirkt. Denn der im Auftrag des Herzogs in der Rostocker Marienkirche errichtete Fürstenchor hat schon ein wenig von einer Theaterloge an sich. 1749, zwei Jahre nach seiner Thronbesteigung, begannen die Arbeiten an der Empore und wurden 1751 abgeschlossen. Das Ergebnis war ein repräsentativer Fürstensitz, auf dem der Herzog bei seinen Besuchen in Rostock zum Gottesdienst Platz nahm. Die Initialen C und L neben dem Sessel belegen seine Urheberschaft. Flankiert wird der herrschaftliche Sitz von zwei seitlich hervorragenden verglasten Balkonen.

Überspannt wird die Fürstenempore von einem eindrucksvollen Baldachin der mit dem mecklenburgischen Wappen abschließt. Es ist eines von zahlreichen Landeswappen in Rostock, das an allen wichtigen staatlichen Bauten, wie der Universität, dem Ständehaus oder dem einstigen Drostenamtsgebäude in der Wismarschen Straße zu finden ist.

Erhalten blieben auch die Namen der Handwerker und Künstler, die das Rokoko-Kunstwerk schufen. In den Rechnungsbüchern der Jahre 1749-51 sind der Bildhauer Johannes Andreas Klingmann und der Tischler Johann Michel Kählert verzeichnet. Die Namen der Maler und Vergolder J. J. Hohenschildt und Johann Marggaf finden sich dagegen in einem Contract vom 1. April 1750.

1766, zehn Jahre nach dem Tod Christian Ludwigs wurde mit dem Bau des mächtigen über dem Fürstenchor aufragenden Orgelprospektes begonnen. Daran waren neben dem Orgelbauer Paul Schmidt der Bildhauer Johann Georg Bergmann sowie wiederum Maler Johann Marggraf und der Maler J. C. Bromann beteiligt.

Welch unglaubliches Zusammenspiel unterschiedlichster Stilepochen sich da in der gotischen Hülle zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt hatten, begeisterte schon Friedrich Schlie in seiner Beschreibung der Marienkirche: "Die Verbindung beider Emporen zu einem großen gewaltigen Hauptkörper, welcher bis zum Schlußstein des Gewölbes im hohen Mittelschiffe emporsteigt, ist überaus geschickt und glücklich gelungen. Das Ganze wird durch die Anwendung von Gold und Farben auf weißem Grund so gehoben, dass sich der imponierenden Wirkung desselben Niemand entziehen kann und in der That von einer der großartigsten Leistungen des Barock- und Rokokostils gesprochen werden darf." Dem ist gewiss auch heute nichts hinzuzufügen.