Rostocker Blitz vom 12.09.2004

Das Hannoteau-Epitaph

Daniela Voss ist eine junge Rostockerin, die zurzeit häufig in der Marienkirche anzutreffen ist, aus gutem Grund. In der Altstadt zu Hause, standen ihr die historischen Bauwerke ihrer Heimatstadt geradezu dauerhaft vor Augen und auch zu St. Marien konnte sie hinüber sehen. Nun aber beginnt gerade dort ihr Weg zum Beruf, der durchaus zur Berufung werden kann. Daniela Voss möchte das Fach Restaurierung und Konservierung von Kunst- und Kulturgut studieren. Erforderlich dazu ist ein zweijähriges Praktikum. Und das absolviert sie im Restaurierungsatelier Mannewitz & Sohn, das die Restaurierung eines Epitaphs in der Marienkirche übernommen hatte. Dabei handelt es sich um das Hannoteausche Epitaph an der Nordseite der Kirche. Zugute kommen der jungen Frau, die mit Begeisterung bei der Arbeit ist, ihre im Gymnasium an der Großen Stadtschule erworbenen Lateinkenntnisse. Sie halfen ihr, die Schrifttafel am Epitaph zu übersetzen, wobei sie zu dem gleichen Ergebnis kam wie der einstige St.-Marien-Pastor Dr. Jens Langer.

Zu lesen ist dort, ins Deutsche übertragen, der folgende Text: "Der Student Jacob Hannoteau aus Stettin, Student des Rechts, in Frankfurt und Wittenberg glücklich angefangen, in der Rostocker Universität durch Grade gestiegen und vollendet. Am 9. Mai 1661 durch einen voreiligen Tod hinweggerafft, gelebt 24 Jahre, 3 Monate und 12 Tage, hier begraben, erwartet er die Auferstehung."

Jacob Hannoteau hatte also bereits an zwei Universitäten studiert, bevor er in Rostock immatrikuliert wurde. In die Matrikel der Universität ist er 1660 eingeschrieben worden. Seine Eltern müssen gut situierte Leute gewesen sein. Nur so erklärt sich das recht aufwändige Kunstwerk aus der Spätrenaissance. Merkmale sind, wie bei Schlie nachzulesen, ein zweigeschossiger Aufbau mit doppelten Säulen, plastisch bewegte Schnitzerei allegorischer Figuren und Knorpelwerkwangen, die zwei Gemälde einfassen. Im Mittelpunkt steht ein Gemälde, das die Auferstehung des Lazarus darstellt. Das darüber stehende Bild ist aus drei Tafeln zusammengesetzt. Es zeigt die Verklärung Christi und ist eine Teilkopie nach der Transfiguration von Raffael. Von den beiden Wappen ist anzunehmen, dass sie der Familie zuzuordnen sind. Die linke Tafel fehlte bis vor wenigen Tagen. Sie fand sich innerhalb des Epitaphs an und kann, das Bild glücklich vervollständigend, ebenfalls restauriert werden. Möglicherweise lag die Tafel dort mehr als hundert Jahre unentdeckt.

Das Epitaph befindet sich vor allem durch Wasserschäden in einem sehr schlechten Zustand. Nach der Erneuerung der schadhaften Dächer konnte an eine Restaurierung gedacht werden. Dabei geht es um die mit pinseln und saugen vorzunehmende Reinigung der ganz aus Holz gefertigten Grabtafel sowie die Festigung der in Teilen schon abblätternden Farbschichten. Dazu wird Leim auf Seidenpapier gestrichen, das auf die beschädigten Stellen gelegt wird. Ist der Leim eingezogen, löst sich das Papier und wird wieder abgenommen.

1897 hatte sich ein A. Andersson mit Bleistift am Epitaph verewigt, ein unbekannter Mann. Sollte er seinerzeit an der Tafel gearbeitet haben, ging er alles andere als sachgemäß zu Werke. So wurden beispielsweise vergoldete Teile durch gelbe Farbe ersetzt. Ein weiterer wenig glücklicher Eingriff aus späterer Zeit war das Aufbringen von Holzschutz. Die derzeitige Farbgestaltung bleibt bei den Restaurierungsarbeiten unberührt. Auch die Schäden an den Figuren bleiben. Lediglich ein Arm wird wieder angebracht.

Möglich wurden die Arbeiten durch die gemeinsame Finanzierung seitens der Kiel-Stiftung der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft und es Fördervereins. Das Gerüst wird von der Innenstadtgemeinde und dem Arbeitsförderungswerk Rostock gestellt.

 

Praktikantin Daniela Voss vor dem Hannoteauschen Epitaph.

 

Texttafel im Epitaph