Rostocker Blitz vom 08.05.2005

Die Marienkirche im Wandel der Zeiten (4)

Der Bau der gotischen Kathedrale

In diesem Jahr wird die Sicherung der Chorgewölbe eine der großen Aufgaben zur Erhaltung der Marienkirche sein. In diesem Zusammenhang besteht nach Aufstellen der Gerüste die Gelegenheit, auch die Chorfenster zu restaurieren. Dafür sind wiederum Spenden erforderlich. Der „Rostocker Blitz“ und der „Förderverein Leuchtturm Warnemünde e. V.“, entschlossen sich, den Erlös der diesjährigen gemeinsamen Benefizveranstaltung „Es blitzt am Leuchtturm“ für dieses Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Sie stellen sich damit in eine Reihe mit der Initiative des Ortskuratoriums Rostock der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die das gleiche Ziel verfolgt. Aus diesem Anlass soll in dieser Artikelreihe ein Einblick in die Geschichte der Marienkirche gegeben werden.

In der dritten Folge wurde vom Bau des Hochchores um 1290 berichtet. Nun soll erzählt werden, wie die Kirche weitergebaut wurde.

Ein ganzes Jahrhundert später wurde ab 1398 jene Kirche errichtet, wie sie heute dasteht. Nun beschloss man auch, ein Querhaus zu errichten. Die aufstrebenden Mauermassen mit einer großen Zahl von Fenstern sind der Grundstock für einen gewaltigen und dennoch grazilen Kirchenbau, der an die großen gotischen Kathedralen Frankreichs erinnert. In der Vierung, dem Schnittpunkt von Lang- und Querhaus, stehend, eröffnet sich dem Betrachter die ganze gotische Ausstrahlung der Marienkirche. Die Bauleute jener Jahre hatten eine Kirche geschaffen, die zweifellos zu den bedeutendsten mittelalterlichen Großkirchen Europas zählt, was nicht genug betont werden kann. Besonders hervorzuheben sind die so nur an St. Marien verwendeten grünlichen glasierten Ziegel, die seit 1398 verbaut wurden und der Kirche ein unverwechselbares Gepräge verleihen. Viele dieser Ziegel tragen verschiedenartige Ziegelstempel. Keramiken mit einem dieser Stempel sind in der Marienkirche erhältlich.

Gleichzeitig mit der Errichtung der Schiffe wuchs auch das mächtige Westwerk empor. Es war ursprünglich für eine Doppelturmanlage vorgesehen. Probleme mit dem Fundament verhinderten die Ausführung. Ältere Stadtdarstellungen zeigen schon eine Lösung mit einem Mittelturm. Erst 1779 gab man die Idee der Doppeltürme endgültig auf und schloss den Bau der Kirche mit dem heutigen gewaltigen Zeltdach ab. Das Grün des um 1850 erneuerten Kupferdaches prägte lange das Aussehen der Marienkirche.

Im Inneren spiegeln zahlreiche Ausstattungsstücke die großen Kunstepochen der Jahrhunderte wieder. Davon und von bedeutenden Ereignissen soll in weiteren Folgen berichtet werden.
 

Das grüne Kupferdach der Marienkirche leuchtete weit über Rostock hinweg.