Rostocker Blitz vom 05.11.2006

Rostocks größtes gotisches Bauwerk

Neue Sonnenuhr an alter Stelle
Walter Kempowski stiftete das gediegene Kunstwerk

Am heutigen Sonntag um 10.30 Uhr nach dem Gottesdienst wird an der Rostocker Marienkirche eine neue Sonnenuhr feierlich übergeben. Einer, auf den es eigentlich ankam und der mit Freude erwartet wurde, wird nicht dabei sein. Walter Kempowski musste notgedrungen wegen einer Erkrankung zuhause bleiben. Statt seiner kommen Ehefrau Hildegard und Sohn Karl Friedrich. Der Schriftsteller ist der Stifter der Uhr. Damit wird, was nicht übertrieben ist, eine langjährige Verbundenheit und Zusammenarbeit zwischen Hildegard und Walter Kempowski und dem Förderverein Stiftung St. Marien-Kirche zu Rostock e. V. gekrönt. Dank seiner Initiative war es möglich die Uhr zu schaffen. Sie hängt am östlichen Pfeiler des südlichen Seitenschiffes exakt dort, wo lange Jahre eine ältere dem Barock zugeordnete Sonnenuhr hing. Schon vor längerer Zeit war die Steinplatte infolge der Verwitterung der Armierungseisen herabgestürzt und zerschellt. Nun also zeigt uns die neue Uhr in der gleichen Größe wie die alte die Zeit an, wenigstens im Winterhalbjahr auch die genaue. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen hat St. Marien ansonsten keine Außenuhr aufzuweisen. Entwurf und Fertigung dieser Sonnenuhr wurde dem Rostocker Künstler Wolfgang Friedrich übertragen. Als Grundlage verwendete er eine der bewahrten alten Kupferplatten des Kirchendaches. Zwischen der Sonne als Träger des Uhrzeigers und dem Mond am unteren Rand ziehen die Planeten ihre Bahn. An ihnen kann der Betrachter die Stunden ablesen, immer vorausgesetzt, Frau Sonne spielt mit. In fünfzehn Metern Höhe angebracht, sind die irdischen Voraussetzungen dafür geschaffen. Die Himmelskörper erstrahlen in frischem Blattgold. Das Auftragen oblag dem Restaurator Markus Mannewitz. Bereits am Donnerstag wurde die Uhr an historischem Ort angebracht. Wolfgang Friedrich und der Bronzegießer Karsten Lachmann übernahmen die Arbeit, die einige Zeit in Anspruch nahm. Kempowski wusste von der alten Uhr und schrieb darüber in seinem Rostock-Werk. Im Sommer 2006 wurde während eines Besuches beim Förderverein die Idee geboren. Kempowski hatte damals das Modell der Uhr gesehen und entschloss sich zur Stiftung. Sobald er genesen ist, möchte er sehen, was daraus geworden ist. Zur Einweihung wird neben anderen Gästen auch die Rostocker Bürgerschaftspräsidentin Liesel Eschenburg erwartet.

 

Wolfgang Friedrich und der Bronzegießer Karsten Lachmann bringen die neue Sonnenuhr an ihren Platz.