Frank Sakowski 14.04.2016

Epitaph für Jacob Hannoteau (nach 1661 errichtet)

Im Stadtarchiv Rostock befindet sich die aktuellste Beschreibung des Epitaphs

Weitere Bilder des Epitaphs

Ein Auszug zum Epitaph für den Stettiner Studenten Jacob Hannoteau

„…Standort: Am Nordpfeiler des nordwestlichen Seitenschiffs, zwischen Krämerkapelle und
Brökerkapelle (während die Baudetails verraten, daß die Empore der Brökerkapelle bereits vorhanden war, zeigt sich, daß die Rokokodekoration der Krämerkapelle angebaut wurde, als das Epitaph schon hing).
Größe: Höhe: ca. 6,00 m, Breite: ca. 3,05 m
Material: Holz, jedoch (leider) keine Eiche. Sichtbar neuere Über- und Abarbeitungen am Holz
Besonderheit: Zwei Ölgemälde auf Holztafeln
Fassung:  Ursprüngliche Fassung nur noch als Fragment unter neueren Anstrichen.
1897 Überarbeitung laut Bleistiftinschrift: „O(?) Andersson Veras…1897 und A,
Andersson Ver…1897“.
Winzige Fragmente von Vergoldung an einigen Bereichen vorhanden.
Kleine glitzernde Kristalle von Holzschutzmittel erkennbar, vermutlich Hylotox, um 1970.
Bildhauer u. Maler: Unbekannt. Waren es Rostocker oder Stettiner Handwerker/Künstler?
Jahr: Bezogen auf das Todesjahr 1661, vermutlich etwas später errichtet.
Wem gewidmet: Student Jacob Hannoteau aus Stettin.
Die alte pommersche Residenzstadt/ Hansestadt von 1630-1720 in schwedischer Hand.
Von wem gestiftet/errichtet:
Gestiftet von der Mutter (und vielleicht Familie).

Der Text der Inschrift lautet:
„D.C.M.S.“ das ist wohl verschrieben und müßte heißen: „D.O.M.S.“ D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRUM), dem höchsten Gott geweiht.
„Herr Jakob Hannoteau aus Stettin. Nach dem erfolgreich begonnenen Studium des Rechts in Frankfurt und Wittenberg erlangte er an der Universität Rostock seinen Abschluss. Am 9. Mai des Jahres 1661 wurde er (uns) durch einen allzu frühen Tod entrissen. Er lebte 24 Jahre, 3 Monate und 12 Tage. Hier begraben erwartet er seine Auferstehung.“
Übersetzung: Andreas Fuchs (Rostock), Julia Frick (Freiburg).

Der Aufbau des Epitaphs.
Das Epitaph erweckt den Eindruck raumgreifender und aufstrebender antiker Architektur, geprägt durch Säulen und weit vorspringende Gebälke. Oben vier korinthische Säulen, unten sechs ionische, zwei davon getragen von Sphingen. Die heute unscheinbaren zwei Gemälde waren früher gewiß leuchtend und dominierend.
Das weit vorspringende Gesims des Hauptgeschosses wird durch zwei große geflügelte Sphingen mit Bocksbeinen getragen. Zwischen den Tragefiguren die stark überformte Schrifttafel. Untergehängt eine große, reich verzierte Tafel mit Kartusche und Memento Mori- Motiven.
Das Hauptgeschoß wird dominiert durch die zwei Säulengruppen zu je drei Säulen. Das ist eine Besonderheit. Zwei Säulen sind rechts und links einer Nische aufgestellt, während die vordere, dritte Säule vor diesen gekuppelten auf einer Extraplatte, getragen durch die Sphingen steht. Oben sind diese Säulen durch je einen Bogen unter dem verkröpften Gesims mit dem rückwärtigen Bereich verbunden. Dadurch reicht die Architektur des Epitaphs weit in den Kirchenraum. Die Säulengruppen flankieren das Gemälde der Erweckung des Lazarus. Seitlich zwei Statuen von Tugenden.
Das Geschoß schließt oben mit einem stark verkröpften aber relativ einfach profilierten Gesims/Gebälk ab. Darauf stehen vier weitere Skulpturen, die vorderen zwei wieder Tugenden, die hinteren zwei Engel.
Das Obergeschoß setzt auf einem eigenen verkröpften Gesims auf. Auf jeder Seite stehen gekuppelte Säulen wiederum vor einer Nische, in der Mitte das Gemälde der Verklärung Christi mit einem oberen Halbrundabschluß. Die Säulenpaare tragen Gebälke mit gesprengten Giebeln und mittigem Obelisken. Über dem Gemälde ein Giebel, die Statue der Caritas tragend.
An allen Säulen Fragmente wohl einer ursprünglichen Marmorierung.
Die Mutter des Studenten aus Stettin hat mit den Vorstehern der Marienkirche das Begräbnis in der Marienkirche besprochen und vertraglich gebunden.
Das Epitaph ist im Verfall begriffen, viele Holzteile von Holzschädlingen stark angegriffen, die Fassung verfallen. Dringende Restaurierungsarbeiten zum Erhalt wären nötig.