Auszug ab Seite 20:

Palnatokis Attentat auf König Harald

Sven heerte nun in Dänemark Tag und Nacht, schlug die Leute tot, raubte alle Habe und brandschatzte das Land. Die Landsleute flohen übel zugerichtet zu König Harald. Dem König leuchtete ein, dass es so nicht länger bleiben konnte. Harald ließ jetzt fünfzig Schiffe ausrüsten und fuhr selbst mit. Haralds Getreue suchten nach Sven. Zur Abendstunde eines Tages im Herbst trafen sie sich bei der Insel Bornholm. Es war so spät, dass es nicht möglich schien, noch zur Schlacht überzugehen. Aber am Morgen, als es hell war zum Kampf, legten sie ihre Schiffe aneinander und bekämpften sich den ganzen Tag bis zum Abend. Es waren bereits zehn Schiffe des Königs Harald und zwölf von Sven von Mannschaft entblößt. Sven verlegte nun seine Schiffe am Abend ins Innere einer Bucht; der König aber legte sich mit seinen Schiffen quer vor die Bucht, und sie schlossen Sven darin ein. Am gleichen Abend landete Palnatoki mit vierundzwanzig Schiffen an der Küste der Insel. Er legte sich unbemerkt auf der anderen Seite unter dem Vorgebirge vor Anker und schlug dort die Zelte auf. Anschließend ging Palnatoki mit Bogen und Köcher ausgerüstet ins Landesinnere. Zur gleichen Zeit begab sich König Harald mit zwölf Begleitern, darunter seinem Ratgeber Fjölnir, zur Erkundung in den Wald. Es war finstere Nacht, und sie zündeten ein Feuer an. Der König entkleidete sich, um sich zu wärmen. Palnatolki sah das Feuer im Walde, schlich heimlich heran und erkannte die Männer. Da legte er einen Pfeil auf die Sehne und schoss auf König Harald, der sofort wie tot umfiel. Und Palnatoki eilte sogleich zu seinem Kriegsvolk zurück. Die Begleiter König Haralds bemühten sich indessen um ihren Herrn. Sie besprachen miteinander, wie sie sich verhalten sollten. Fjölnir sagte: "Mein Rat ist, dass wir alle dieselbe Rede führen, dass der König im Kampfe erschossen worden sei; denn das kann man am wenigsten unserer Unachtsamkeit zur Last legen". Fjölnir nahm den Pfeil aus dem Körper des Königs an sich und verwahrte ihn. Er war leicht kenntlich, denn er war mit Gold umwunden. Palnatoki rief aus seinem Gefolge zwanzig Mann zu sich und sagte ihnen, dass sie Sven aufsuchen wollten. Sie gingen quer über die Halbinsel und trafen sich mit Sven, um Kriegsrat zu halten. Palnatoki sagte keinem etwas von dem Tode des Königs. Sven meinte vor den versammelten Männern, er wolle, dass Palnatokis Rat gelte. Palnatoki sprach: "Wir wollen uns nicht lange besinnen und mit Euch zu Schiffe gehen. Wir wollen alle unsere Schiffe losmachen und zum Angriff gegen die Flotte des Königs rudern. Es ist mir zuwider, dass der König uns hier einpferche und totschlage". Und so geschah es. Sie ruderten zum Angriff, und es gingen drei Schniggen von der Königsmacht unter. Es kamen nur die Leute davon, die schwimmen konnten. Palnatoki und Sven ruderten mit allen ihren Schiffen durch die Lücke hinaus auf See zur Flotte, die Palnatoki hergeführt hatte. Am Morgen griffen sie die Mannen des Königs an und vernahmen die Nachricht, der König sei tot. Da sprach Palnatoki zu den Kriegern: "Nun ist zwischen zwei Dingen zu wählen: Entweder ihr kämpft mit uns oder nehmt Sven zum König". Die Gefolgsleute Haralds entschieden sich für Sven. Die Schlacht war beendet. Schiffe und Krieger beider Parteien fuhren zurück nach Dänemark. Es wurde eine Volksversammlung einberufen und Sven zum neuen König über ganz Dänemark ausgerufen.